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Was ist Fiscal Hosting

Beim Fiscal Hosting (oft auch Fiscal Sponsorship genannt) nimmt eine in der Regel gemeinnützige Organisation (der Host oder Sponsor) Gelder im Namen eines Projekts oder einer Initiative entgegen und verwaltet sie. Damit übernimmt der Fiscal Host die steuerliche und oft auch rechtliche Verantwortung für das, was mit diesen Geldern geschieht.

Fiscal Hosting/Sponsorship ist vor allem in den USA verbreitet, inzwischen aber auch in anderen Regionen der Welt angekommen - hier zum Beispiel ein Verzeichnis afrikanischer Fiscal Hosts. In den USA spricht man in der Regel von ‚fiscal sponsorship‘; während in anderen Teilen der Welt eher der Begriff ‚fiscal host‘ verwendet wird. Wir bei interalia sprechen in der Regel von ‚fiscal hosting‘.

Da wir oft von Menschen angesprochen werden, die bisher wenig oder keine Erfahrung mit Fiscal Hosting haben, haben wir einige gängige Fragen gesammelt und beantwortet.

Wann macht Fiscal Hosting Sinn?

Es gibt sehr viele unterschiedliche Gründe, warum Fiscal Hosting für euch in Frage kommen könnte:

  • Wenn sich Fördermöglichkeiten sehr schnell ergeben und bei euch nicht die nötige Zeit, das Wissen oder schlicht die Kapazität vorhanden sind, um einen eigenen Verein oder eine gGmbH zu gründen und zu unterhalten.
  • Aus Gründen der Privatsphäre oder Sicherheit kann es vorteilhaft sein, wenn euer Name nicht öffentlich mit einem bestimmten Projekt in Verbindung gebracht wird – zum Beispiel, wenn ihr im Bereich Menschenrechte oder zu besonders sensiblen Themen arbeitet.
  • Wenn euch die Kapazitäten fehlen, den operativen Aufwand für die Verwaltung der Mittel zu tragen - zum Beispiel für die Buchhaltung, Budgetierung oder Steuererklärungen.
  • Wenn Förderungen an bestimmte Bedingungen geknüpft sind, die eure Organisation nicht erfüllt – zum Beispiel die Anerkennung der Gemeinnützigkeit in einem bestimmten Land oder das Erreichen eines festgelegten Mindestumsatzes.
  • Wenn ihr euch professionalisieren wollt. Ihr habt ein Projekt in eurer Freizeit gestartet, und merkt, dass die bisherigen Strukturen an ihre Grenzen kommen. Zum Beispiel, wenn Projektgelder auf privaten Konten liegen, euer Team schnell wächst oder ihr jemanden anstellen wollt.

Wann ist Fiscal Hosting nicht die beste Lösung?

  • Wenn die operativen Anforderungen eures Projekts oder eurer Initiative sehr spezifisch sind und ihr keinen Fiscal Host finden könnt, der diese erfüllt (z. B. wenn Mitarbeiter:innen in bestimmten Ländern beschäftigt sein müssen)
  • Wenn euer Team selber über ausreichend administrative Fachkenntnisse verfügt und/oder ihr nur bestimmte Bereiche auslagern möchtet.
  • Wenn ihr als Projekt, bzw. Team so groß seid, dass es finanziell sinnvoller ist, jemanden einzustellen, der sich um eure Verwaltung kümmert, als einem Fiscal Host den Overhead zu zahlen.

Was machen Fiscal Hosts eigentlich?

Das hängt tatsächlich sehr vom jeweiligen Fiscal Host ab. In der Regel übernehmen sie für euch die meisten administrativen Aufgaben sowie die Finanzplanung und -verwaltung. So müsst ihr euch nicht mit Bürokratie, Finanzen oder Papierkram herumschlagen – sondern könnt euch voll und ganz auf das konzentrieren, was wirklich zählt: eure Arbeit und euer Projekt.

Hier könnt ihr mehr über die Services erfahren, die interalia anbietet.

Was passiert, wenn ihr euch für einen Fiscal Host entscheidet?

Der Auswahlprozess für Projekte und Initiativen ist bei jedem Fiscal Host unterschiedlich. In der Regel umfasst er einige Gesprächen, um gemeinsam herauszufinden, ob eine Zusammenarbeit sinnvoll ist. Anschließend wird meist eine formelle Vereinbarung geschlossen, die die wichtigsten Rechte und Pflichten beider Seiten festhält.

Für interalia haben wir gemeinsam mit einer auf Gemeinnützigkeitsrecht spezialisierten Anwaltskanzlei Vereinbarungen erarbeitet. Wenn ihr wissen möchtet, wie diese aussehen, schreibt uns gerne an: hello@interalia.host.

Was passiert, wenn ihr mit den Leistungen eures Fiscal Hosts nicht zufrieden seid?

Dies ist eine der schwierigsten Fragen, auf die wir bei unseren Recherchen im Rahmen der Gründung von interalia gestoßen sind und die Antwort kann je nach Aufbau des Fiscal Hosts stark variieren. Deshalb nur drei sehr allgemeine Hinweise:

  • Wenn es eure Beziehung zulässt, redet am besten direkt mit eurer Ansprechperson beim Fiscal Host. Oft ist das der einfachste Weg, um unterschiedlichen Erwartungen oder Bedürfnisse wieder in Einklang zu bringen.
  • Sprecht mit anderen Projekten und Initiativen eures Fiscal Host – vielleicht seid ihr nicht die Einzigen, die unzufrieden sind und könnt euch gegenseitig unterstützen.
  • Sprecht die Vorstands- oder Beiratsmitglieder eures Fiscal Host an - sie können in der Regel die Geschäftsführung und das Personal für ihre Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen, oder euch zumindest beratend unterstützen.
  • Wir haben auch schon von Vereinbarungen zwischen Geldgeber:innen und Fiscal Hosts gehört, die klar regeln, wie die Qualität der Leistungen sichergestellt wird – und was passiert, falls diese einmal nicht den Erwartungen entsprechen.

Bei interalia haben wir eine eigene Richtlinie zum Umgang mit internen Beschwerden und setzen freiwillig die EU-Whistleblower-Richtlinie um. Beide Richtlinien erläutern klar, wann ihr euch an wen innerhalb der Organisation wenden könnt, wenn Probleme auftreten. Sowohl im Rahmen unseres internen Beschwerdemanagements als auch beim Whistleblowing arbeiten wir zudem mit externen Berater:innen zusammen, die kontaktiert werden können, wenn unsere internen Mechanismen nicht funktionieren.

Was geschieht, wenn ihr euren Fiscal Host verlassen möchtet?

Die Rahmenbedingungen für eine Kündigung sollten im Idealfall vom Fiscal Host bzw. in eurer gemeinsamen Vereinbarung klar geregelt werden. Falls Fördermittel im Spiel sind, kann es außerdem notwendig sein, euch mit euren Geldgeber:innen abzustimmen.

Oft entsteht der Wunsch, an einem bestimmten Punkt aus einem Projekt eine eigene Organisation zu gründen. Das ist ein natürlicher nächster Schritt, wenn ein Projekt wächst oder eigene Strukturen sinnvoller werden. interalia berät euch gern auf dem Weg in die Eigenständigkeit – zum Beispiel bei der Wahl einer passenden Rechtsform, beim Aufbau von Strukturen oder bei der Kommunikation mit Förderpartner:innen.

Was kostet Fiscal Hosting?

Fiscal Hosts berechnen in der Regel einen Anteil von 6-20% der Projekteinnahmen - den sogenannten Overhead. Die genaue Höhe hängt oft von der Komplexität des Projekts und der damit verbundenen Betreuungsintensität zusammen. In einigen Fällen können zusätzliche Gebühren anfallen, wenn ein Projekt besonders intensive Unterstützung benötigt.

Bei interalia bererchnen wir vorerst 10 % Overhead. Möglich ist das, weil wir einen Teil unserer Personal- und Infrastrukturkosten aktuell durch eine Kernfinanzierung abdecken können. Gerade kleinere Fiscal Hosts können ihre tatsächlichen Kosten oft nicht alleine über den Overhead der Projekte decken. Deshalb prüfen wir bei interalia alternative Finanzierungsmodelle für die Zukunft. Denn Fiscal Hosting bringt viele „versteckte Kosten“ mit sich: zum Beispiel die Beratung durch Anwält:innen, die Bereitstellung einer zuverlässigen und sicheren IT-Infrastruktur oder Anpassungen an Änderungen im Gemeinnützigkeitsrecht.